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Gemeinsame Resolution von Rockmusikern, Liedermachern und Unterhaltungskünstlern vom 18.9.1989
Am 18. September 1989 trafen sich über 50 bekannte Unterhaltungsmusiker der DDR im Ost-Berliner Maxim-Gorki-Theater, um eine Resolution zur Lage der DDR zu verfassen und zu unterzeichnen. Der größte Teil der endgültigen Formulierung stammte von Hans-Eckardt Wenzel und Steffen Mensching.
Adressaten waren zahlreiche Institutionen der DDR, etwa die Nachrichtenagentur ADN, das Neue Deutschland, die Junge Welt, Rundfunk und Fernsehen der DDR, das Zentralkomitee der SED, das Ministerium für Staatssicherheit und zahlreiche weitere führende Organisationen.
Die DDR-Regierung reagierte nicht offiziell auf die Resolution, ging aber in der Folge massiv mit Konzertabsagen, Streichen von Gagen, Geldstrafen oder auch Auftrittsverboten gegen die Unterzeichner der Resolution, die eine Veröffentlichung in den DDR-Medien verlangten, vor und brachte die staatlichen Organisationen gegen die weitere Verbreitung in Stellung.
Einzig Der Morgen, das Presseorgan der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands veröffentlichte die Resolution in seiner Ausgabe vom 18. Oktober 1989.
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WORTLAUT
Wir, die Unterzeichner dieses Schreibens, sind besorgt über den augenblicklichen Zustand unseres Landes, über den massenhaften Exodus vieler Altersgenossen, über die Sinnkrise dieser gesellschaftlichen Alternative und über die unerträgliche Ignoranz der Partei- und Staatsführung, die vorhandene Widersprüche bagatellisiert und an einem starren Kurs festhält. Es geht nicht um Reformen, die den Sozialismus abschaffen', sondern um Reformen, die ihn weiterhin in diesem Land möglich machen. Denn jene momentane Haltung den existierenden Widersprüchen gegenüber gefährdet ihn.
Wir begrüßen ausdrücklich, daß Bürger sich in basisdemokratisch orientierten Gruppen finden, um die Lösung der anstehenden Probleme in die eigene Hand zu nehmen. Dieses Land braucht die millionenfache Aktivierung von Individualität, die alten Strukturen sind offenbar kaum in der Lage dazu. So haben wir den Aufruf des Neuen Forums zur Kenntnis genommen und finden in dem Text vieles, was wir selber denken, und noch mehr, was der Diskussion und des Austausches wert ist. Wir hallen es für überfällig, alte Feindschaften und Vorbehalte abzubauen und zu überwinden. Es ist nun wichtig, daß der politische Wille großer Teile der interessierten Bevölkerung eine positive Entsprechung von oben' findet, da h. auch Anerkennung dieser Gruppen, ihre Tolerierung und Einbeziehung in das Gespräch und in die Gestaltung dieser Gesellschaft, wie es die Verfassung der DDR mit ihren Bestimmungen gebietet. Dieses unser Land muß endlich lernen, mit andersdenkenden Minderheiten umzugehen, vor allem dann, wenn sie vielleicht gar keine Minderheiten sind.
Das Anwachsen rechtsextremer und konservativ-nationaler Elemente auch bei uns, das Beliefern gesamtdeutscher Anschauungen ist ein Ergebnis fehlenden Reagierens auf angestaute Widersprüche und historisch unverarbeitete Tatsachen. Linke Kräfte fallen dieser Politik des Festhaltens erneut zum Opfer. Wir wollen in diesem Lande leben, und es macht uns krank, tatenlos mitansehen zu müssen, wie Versuche einer Demokratisierung, Versuche einer gesellschaftlichen Analyse kriminalisiert bzw. ignoriert werden. Wir fordern jetzt und hier sofort den öffentlichen Dialog mit allen Kräften. Wir fordern die Öffnung der Medien für diese Probleme. Wir fordern Änderung der unaushaltbaren Zustände. Wir wollen uns den vorhandenen Widersprüchen stellen, weil nur, durch ihre Lösung und nicht durch ihre Bagatellisierung ein Ausweg aus dieser Krise möglich sein wird.
Feiges Abwarten liefert gesamtdeutschen Denkern Argumente und Voraussetzungen.
Die Zeit ist reif. Wenn wir nichts unternehmen, arbeitet sie gegen uns!
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UNTERZEICHNER
Rüdiger Barton, Musiker; Conny Bauer, Musiker; Götz Berger, Rechtsanwalt; Wolfgang Berghofer, Kommunalpolitiker; Frank Beyer, Regisseur; Andreas Bicking, Musiker; Norbert Bischoff, Musiker; Bärbel Bohley, Bürgerrechtlerin und Malerin; Volker Braun, Schriftsteller; Reinhard Brühl, Militärhistoriker; Tamara Danz, Rocksängerin; Christoph Demke, Bischof; Kurt Demmler, Musiker; Herbert Dreilich, Musiker; Jürgen Ehle, Musiker; Charlie Eitner, Musiker; Siegrid England, Pädagogin; Thomas Fritzsching, Musiker; Bernd Gehrke, Ökonom; Sighard Gille, Maler; Uwe Haßbecker, Musiker; André Herzberg, Musiker; Stefan Heym, Schriftsteller; Uwe Jahn, Konstruktionsleiter; Norbert Jäger, Musiker; Gerda Jun, Ärztin/Psychotherapeutin; Herbert Junck, Musiker; Lutz Kerschowski, Musiker; Dieter Klein, Politökonom; Toni Krahl, Musiker; Günter Krusche, Generalsuperintendent; Thomas Kurzhals, Musiker; Brigitte Lebentrau, Biologin; Christian Liebig, Musiker; Bernd P. Löwe, Friedensforscher; Steffen Mensching, Musiker; Thomas Montag, Mediziner; Andreas Pella, Bauingenieur; Sebastian Pflugbeil, Physiker; Ulrike Poppe, Hausfrau; Hans-Jürgen Reznicek, Musiker; Bernd Römer, Musiker; Martin Schmidt, Ökonom; Gerhard Schöne, Musiker; Frank Schöbel, Sänger; Friedrich Schorlemmer, Pfarrer; Martin Schreier, Musiker; Michael Schwandt, Musiker; Ulrich Swillms, Musiker; Andree Türpe, Philosoph; Jutta Wachowiak, Schauspielerin; Heinz Warzecha, Generaldirektor; Konrad Weiß, Regisseur; Angelika Weiz, Sängerin; Hans-Eckardt Wenzel, Musiker; Filmemacher; Angela Wintgen, Zahnärztin; Christa Wolf, Schriftstellerin; Ingeborg Graße, Krankenschwester
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