GERHARD GUNDERMANN
VÖGELCHEN
Die große Hofpause war vorbei
Die Klasse träumte von hitzefrei
Doch der Direktor sprach
Der Fotograf ist da
Wir machten uns auf der Treppe breit
Die Kämme wurden herumgereicht
Bestaunten wie gebannt
Des Fotografen Hand
Wir wollten es fangen, das Vögelchen
In teuren schwarzen Apparaten
Wir kleben Bilder ein und wir suchen blind
Nach jenen funkelnden Lichtern
Die die Mädchen in den Äugen hatten
Auf unsern Mopeds, die lange verschrottet sind
Die fetten Jahre vorbeigerauscht
Wir haben sie lange eingetauscht
Samt dem Piratenschatz
Für einen Arbeitsplatz
Wir fressen dankbar den Kopf gesenkt
Was uns der Alte einschenkt
Doch abends fahrn wir vor
Am Kindergartentor
Da isses wieder, das Vögelchen
Es nistet in den nassen Haaren
Seltsame Menschen, die unsere Kinder sind
Und auch die funkelnden Lichter sind
Da wo sie warn die ganzen Jahre
Du hast sie nur lange nicht mehr angezündt
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