HERBERT GRÖNEMEYER
Interview (Vanity Fair 28.02.2007)
Mein Ziel heißt Berlin

Über Berlin
Da gehöre ich hin, das ist meine Heimat, auch wenn ich mich in London wohl fühle. Aber Berlin ist groß, hat viel Himmel,
breite Straßen. Es riecht nach Meer, weil es viel Wasser hat. Mein Ziel heißt Berlin. Aber wann genau das sein wird, weiß
ich nicht.

Über entspannten Patriotismus
Ich habe die WM in England erlebt, die kamen nicht mehr aus dem Staunen raus. Das ging mir wie Öl runter. Wir sind viel
lässiger geworden.

Über Merkel
Die große Koalition hat ein extremes Phlegma. Ich bin enttäuscht von Frau Merkel. Da kommt zu wenig. Sie verpassen ihre
große Gelegenheit.

Überfall in London
Mein Taxi ist nachts in Camden von drei Männern aufgehalten worden, die dem Fahrer durch das Fenster die Nase abge-
schnitten hätten. Der Fahrer hat dummerweise angehalten. Ich habe den immer angeschrieen: "Fahr!" Der wollte aber zeigen,
wie cool er ist, und hatte auch noch das Fenster auf. Die ganze Nase klappte herunter. Das war grausam, ein furchtbarer
Vorfall. Aber er hat überlebt - und auch die Nase haben sie gerettet.

Über seine tote Frau
Ich habe aber nicht jeden Tag Flashbacks. Natürlich ist das ein Teil meines Lebens, der mich sehr geprägt hat. Das hat eine
Furche hinterlassen im Stamm, die du mitträgst - aber du wächst weiter. Das ist ein Teil von mir, das habe ich jetzt akzep-
tiert, und das sollte so sein. Und, ja, weiter geht's.