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Ich hab schon als Kind so viel gelacht, daß die Leute mich schon zum Arzt bringen wollten...
Grönemeyer über privates Glück, sein Umfeld, das Rauchen und seine stimmliche Entwicklung
Es regnet in London, und eigentlich hat Herbert Grönemeyer keine Zeit, sich aus der Arbeit an der neuen CD herauszurei-
ßen, um in einer luxuriösen, aber unpersönlichen Absteige zum Gesprächstermin zu erscheinen. Dann aber sitzt er neben
dem eilig herbeigeschafften Recorder auf dem Hotelbett. Er ist fröhlich, aufgeladen, übermütig und spielt zum erstenmal je-
mandem seine neuen Lieder vor. Kramt in Papierstapeln, handgeschrieben, um die richtigen Textstellen zu finden. Schließt
die Augen, summt mit, lächelt und entspannt sich: Fünf Jahre hat er sich Zeit gelassen mit diesem Album, und der Druck,
seine früheren Millionenerfolge einzuholen, ist in dieser Zeit sicher nicht kleiner geworden. Nun ist das Werk fast fertig, und
Grönemeyer ist zufrieden mit sich - hörbar. Auch auf der neuen Platte, die neue Rhythmen integriert, ohne sich der Techno-
Generation anzubiedern, die aber für alte Fans auch Balladen in bewährter Machart früherer Jahre bietet. "Bleibt alles an-
ders" heißt die neue CD, die Altes mit Neuem verbindet; ein passendes Lebensmotto für den 42jährigen Künstler.
Schon als Schüler stand Herbert Grönemeyer auf der Bühne des Schauspielhauses Bochum, wurde 1981 als Leutnant
Werner in Wolfgang Petersens "Das Boot" als Mime bekannt, 1984 mit der LP "4630 Bochum" und der Hit-Single "Männer"
als Musiker berühmt. Seither hat ihn der Erfolg nicht mehr verlassen; ihn zunehmend scheu gemacht. Grönemeyer hat sich
aus der Öffentlichkeit verabschiedet, sich zurückgezogen in ein Berliner Haus im Grünen, wo er mit seiner Frau Anna Hen-
kel, einer Schauspielerin, und den Kindern Marie, 8 und Felix, 10, lebt. Drei, vier Keyboards und Klaviere stehen darin, das
ist wie Duschen, erklärt er: "Ich dusche jeden Tag, und ich spiele auch jeden Tag Klavier". Tagein, tagaus ärgert er sich auch
(gerne) über Kohl und Konsorten - darüber kann er endlos reden, in seiner unvergleichlichen Art: "Ich habe der Sprache mei-
ne Grönemeyersche Facette abgewonnen: die Sätze nicht komplett ausdekliniert, assoziativ gearbeitet, Silben verschluckt."
Nur beim Thema Geld wiegelt der Multimillionär ab. Seinen Charakter habe es verändert, sagt er sonst kümmert sich seine
Bank darum. Auch gut. "Bleibt alles anders". Der Titel von HERBERT GRÖNEMEYERS neuer CD ist zugleich sein Lebens-
motto. Der Pop-Poet empfing SANDRA MAISCHBERGER zum exklusiven Interview in London. Männer und Bochum sind
passé, Kinder und Berlin dafür das Thema im Leben des 42iährigen "Egomanen".
Sie haben während der Produktion dieser Platte angefangen zu rauchen - und wollen gleich wieder aufhören?
Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, jetzt aufzuhören. Dummerweise habe ich gelernt zu inhalieren.
Das konnten Sie früher nicht?
Nein, das war ja mein Problem, als wir 1981 "Das Boot" drehten, wurden die Szenen abgenebelt, damit das Bild ohne Filter
einen Effekt kriegte. In der Sekunde, wo es alles zugenebelt war, wurden Joints, so richtig große Tüten, rausgeholt und an-
gemacht. Überall stand auch Whiskey oder Bier rum, und sobald es neblig war, zog man sich das Zeug hinter die Binde,
feierte. Da haben sie mir auch einen Joint gegeben. Ich habe einmal dran gezogen und bekam solch einen Kreislauf-Flash...
Ich lag auf dem Bett, alles drehte sich, ich dachte, ich gehe fliegen, wußte überhaupt nicht, wie ich heiße, und war
schweißgebadet.
War das gut?
...völlig furchtbar! Aber damals konnte ich halt nicht inhalieren. Inzwischen kann ich es, und dann hat es manchmal etwas
Erwärmendes. Aber ich bin weder ein großer Raucher noch Kiffer. Überhaupt nicht.
Wie finden das Ihre Kinder?
Eklig! Wenn sie mich mal, was ganz selten passiert, erwischen, pöbeln sie wild rum, ich wäre drogenabhängig; furchtbar
charakterschwach. Dummerweise bin ich beim Rauchen entspannter als ohne Zigarette.
Wie kommt das?
Weil der Kreislauf dann runter geht. Grundsätzlich bin ich jemand, der unter Dampf steht. Aber ich glaube, heute kann ich
das etwas entspannter handhaben. Und so ist meine neue Platte eben auch.
Vor allem Ihre Stimme klingt entspannter - weniger dieser gepreßte "Knödeltenor"...
Das ist ja echt nett! Das hat damit zu tun, daß ich früher meine Lieder bis unter die Gehirnspitze hochgeschrieben habe. Ich
dachte, hoch ist intensiv. Ich fand das auch live besonders beeindruckend, wenn ich sechsmal das hohe C am Abend schaf-
fte. Diesen Leistungsbeweis muß ich nicht mehr bringen.
Warum hat es fünf Jahre gedauert, bis Sie Ihr neues Album fertiggestellt haben?
Ich muß für mich zeigen, daß ich mich weiterentwickele. Ich habe bei dieser Platte versucht, die Musik stärker zu machen.
Ich wollte es einfach mal hinkriegen, daß die Leute nicht nur sagen: Was will uns der Vortrag sagen, wovon spricht der? Es
ist, als wenn man etwas fertig gekocht hat. Wenn ich das dann aber falsch würze, bricht mir die ganze Kreation zusammen.
So sehe ich meine Texte. Ich will jetzt nicht meine Texte niedermachen, aber die Musik beinhaltet mein Grundgefühl. Das
mag mal optimistischer, mal energiegeladener, mal melancholischer sein.
Aber das ist doch nicht der einzige Grund für diese fünf Jahre?
Erst mal hat es damit zu tun, daß ich raus wollte, einmal zur Seite treten, um zu sehen: Was interessiert mich da noch! Wo
hole ich mir den Spaß aus der Sache! Sobald man darüber nachdenkt, was auf einen zukommt, wenn man wieder eine Plat-
te macht - Medien, Interviews, diese ganze Lawine -, dann sagt man nur: Hilfe, Hilfe! Und dann bin ich eben umgezogen nach
Berlin und mußte mich erst mal orientieren.
Sie haben mal gesagt, in der Zeit, in der Sie keine Platten machen, saugen Sie alles auf wie ein Schwamm. Was haben Sie
in den letzten fünf Jahren aufgesaugt?
Positiv motiviert hat mich - und das steckt auch im Lied "Bleibt alles anders" - daß man in Berlin mitkriegt, wie das Leben
zwischen Ost und West funktioniert, welche Kreativität das freisetzt. Berlin hat eine enorm anstachelnde Qualität. Berlin ist
kälter, schmutziger, trister... Nein, gerade die Berliner zeichnet ein extremer Humor aus. Das verbindet mich mit ihnen. Ich
komme aus dem Ruhrgebiet, da gelten die Leute auch gemeinhin als schroff, stur, spröde - aber sie können über sich selber
lachen. Man wird schnell militanter Berliner, wenn man die Medien liest über Berlin. Diese Stadt wird sich zu einer so un-
deutschen Leichtigkeit entwickeln. Aber das dauert vielleicht noch.
Trotz Regierungssitz?
Völlig wurscht. Die Regierung interessiert keinen hier. Die kommen aus dem Dorf Bonn, wo sie eine Kneipe haben und bei
jedem Journalisten schon mal in der Einbauküche saßen, und kommen in eine Stadt, wo sie gar nicht vorkommen! Die einzi-
ge Stadt, wo der Papst ausgepfiffen wurde, war Berlin.
Spielte bei Ihrem Wegzug aus Köln auch eine Rolle, daß in Berlin jemand wie Sie mit Familie besser untertauchen kann?
Ich brauchte einen Wechsel. Die Berliner sind sehr entspannt, auch was mich angeht. Ich gehe abends zum Beispiel einfach
auf Konzerte. Ob ich nun da rumstehe oder nicht, ist völlig wurscht. Selbst in Berlin weiß man bis heute nicht, daß ich da
wohne. Das weiß keiner.
Was steht denn an Ihrer Haustür?
Nichts! Aber grundsätzlich habe ich kein Mitteilungsbedürfnis und leide auch nicht darunter, daß mich Leute vergessen. Was
mich interessiert, das sind die Menschen, die meine Platten kaufen, mir Briefe schreiben - die einfach da sind. Das Konzert
in Berlin war in einer Stunde ausverkauft - das hatten wir noch nie. Die Leute wissen um mich, für die schreibe ich.
Warum gibt es eigentlich keine Paparazzi-Fotos von Ihnen und Ihrer Familie?
Wenn man sich ständig präsentiert, geht man einen Deal mit den Paparazzi ein. Aber ich habe mich quasi durch Entzug
irgendwann uninteressant gemacht.
Verstehen Sie einen Ernst August von Hannover, der einen Kameramann verprügelt?
Ja! Das hat mir gefallen, das unterstütze ich völlig! Ich sehe nicht ein, daß man mich in einer privaten Situation fotografiert.
Gegen Diana bin ich zwar ein Sandkorn in der Landschaft, aber grundsätzlich gehen Paparazzi einfach das Risiko ein, wenn
sie selber aggressiv sind.
Ist Berlin, gerade für Ihre Kinder, nicht ein gefährlicheres Pflaster als Köln?
Mich ärgern diese Berlinvorurteile. Die Stadt war verletzt wie ein brillanter Fußballer, der lange im Krankenhaus gelegen hat -
und der bisher nur noch Luft für fünf Minuten Spiel hat, in denen er zeigt, wie gut er am Ball war und ist. Irgendwann wird er
wieder über 90 Minuten spielen... Ich mag dieses Aufeinanderprallen von zwei ganz verschiedenen Sichtweisen. Zum Bei-
spiel diese extreme kulturelle Erziehung, die die im Osten haben... Wir sind die letzten Pseudoschwätzer, haben aber kultu-
rell überhaupt keine Bildung. Im Osten war Kultur Überlebenselixier.
Was gab Ihnen die Sicherheit, daß das der richtige Weg ist?
Ich bin grundsätzlich ein Steher. Ich bin ziemlich stur und habe einen ziemlichen Glauben an das, was ich kann. Das klingt
jetzt komisch, aber ich hatte nie vor, ein erfolgreicher Rockmusiker zu werden.
Sondern...?
Ich habe kein Ziel. Ich lebe immer im Moment, ob ich am Theater bin oder Musik mache. Ich bin auch heute kein Planer. Da-
für ist das Leben viel zu kurz. Was ich aber immer wußte, war, daß ich gut Musik machen kann. Ich bin jemand, den Wider-
stände reizen, und ich habe es immer irgendwie geschafft. Ich glaube einfach an eine natürliche Fortentwicklung...
...zu der auch Niederlagen gehören?
Absolut! In so einer Hochbeschleunigung, die ich in den Achtzigern hatte, verliert man völlig den Überblick. Ich glaube, die
einzige Chance, die man hat, ist rauszugehen. Diesen Moment finden die wenigsten, den findet man letztlich auch durch
Niederlagen.
Sie haben einmal vom "anonymen Erfolgiker" geredet - so setzt man sich also auf Entzug! Und mit sich alle anderen?
Sonst wäre man plötzlich Angestellter eines Apparates, wo man seine Leistung zu bringen hat. Ich bin ein kreativer Mensch.
Und ich weiß nicht, wann ich kreativ bin. Vielleicht wenn der Rasen zu hoch ist oder die Luft zu schlecht. Ich schreibe auch
nicht Platten für Leute, sondern für mich. Aber es wäre natürlich furchtbar frustig, wenn keiner sich die mehr anhört.
Ihre Platte trifft auf eine völlig veränderte Musiklandschaft: Vor fünf Jahren gab es VIVA noch nicht, keine Boy-Groups,
Spice Girls. Was, wenn die Leute Ihr Album tatsächlich nicht kaufen wollen?
Na, dann ist es trotzdem eine traumhafte Platte. Ich weiß nicht, welchen Geist meine Platten treffen. Das wußte ich bei
"Bochum" auch nicht. Als die Funkpromoter mit "Männer" in die Sender kamen, wurde gesagt: Die verstehen dich nicht, die
finden deine Stimme furchtbar.
"Die verstehen dich nicht"?
Ich halte "Männer" für ein absolut komisches Lied: "...baggern wie bIöde, sind schon als Baby blau" - das ist Witz in Rein-
kultur! Im Grunde genommen bin ich ein komödiantischer Typ. Ich werde aber immer so politisch gesehen.
Aber das wollen Sie doch.
Ich schreibe politische Lieder, nach wie vor, aber ich sehe mich selber viel lustiger. Auf "Sprünge" waren Lieder drauf, wie
"Lächeln" über Helmut Kohl, "Tanzen" über deutsche Arroganz. Da habe ich gedacht, ich muß noch etwas schreiben, das
zeigt, daß ich auch lustig bin: "Kinder an die Macht". Und gerade über dieses Lied gab es Radiosendungen mit Kinder-
psychologen.
Sie haben 15 Jahre gegen Kohl getextet - freuen Sie sich, wenn er wegkommt?
Das Problem ist ein anderes: Kohl hat Popstar-Charakter. Den bewundern alle. Joschka Fischer findet Kohl faszinierend,
weil man sich mit dem gut über Pudding unterhalten kann. Kohl ist zusätzlich zu seinem geistigen Flachniveau ein Instinkt-
Popstar. Den hat immer nur interessiert, sich in der Reihe der großen deutschen Machtfiguren zu etablieren. Ich glaube ein-
fach, daß dieser politische Stil, den Kohl geprägt hat, tot ist.
Warum kommentieren Sie so gerne politische Zustände?
Weil ich in diesem Land lebe. Und ich will in einem Land gerne leben. Aber in Deutschland läuft etwas schief. Wir haben
Rechtsradikalismus, Arbeitslosigkeit, und wenn diese fünf Millionen Leute mal auf die Straße gehen wie in Frankreich, in
Bonn wirklich mal die Bannmeile durchbrechen, dann sollen die sich mal ganz warm anziehen.
Davon träumen Sie, oder?
Ja, davon träume ich wirklich.
Ihre Kinder haben eine sehr behütete Kindheit...
Na ja. Sie haben auf der anderen Seite einen extrem egofixierten Haushalt. Ich bin natürlich ein Egomane; wenn ich mich
aufrege über irgendwas, dann brennt die ganze Bude. Das ist ein Künstlerhaushalt, meine Frau ist ja auch Schauspielerin.
Man arbeitet immer daran, den persönlichen Eindruck zu intensivieren. Da dreht man sich natürlich sehr um sich. Das ist für
die Kinder schon extrem schwer, sich in diesem Wahnsinn zu behaupten.
Hat Ihre Frau ihre Schauspielkarriere für die Familie aufgeben müssen?
Nein. Sie hat aus anderen Gründen unterbrochen. Anna hat einen extremen Anteil an meinen Platten; sie ist wie eine Co-
Produzentin. Wir haben auch Texte zusammen geschrieben. Sie hat ihre ganze Kreativität in diese Platten gesteckt. Aber
sicher ist es für jemanden, der so lange auf der Bühne gestanden hat wie sie, extrem kompliziert, neben so einem Torpedo
zu leben.
Sie haben Ihre Frau bei Dreharbeiten kennengelernt und sich klassisch in Ihre Filmpartnerin verliebt...
Ja, man denkts kaum... Und sie ist mit Abstand die wesentlich bessere Schauspielerin.
Warum?
Sie ist viel leidenschaftlicher. Ich habe das mehr so als Freizeitsport gesehen. Ich fand das Leben am Theater klasse, das
war die schönste Zeit in meinem Leben. Man trifft auf die unterschiedlichsten Typen, frühstückt miteinander, hört Bettge-
schichten am nächsten Morgen, lebt bis nachts um eins in einer Welt, wo sehr radikale Charaktere aufeinanderprallen...
Aber ich glaube, an mir ist kein Schauspieler verloren gegangen.
Bietet man Ihnen keine Rollen mehr an? Immerhin herrscht in Deutschland ein Kinoboom...
Doch. Inzwischen ist es meine Nachlässigkeit, weil ich zum Teil Bücher nicht mehr lese. Aber es gibt Regisseure, mit denen
ich gerne arbeiten würde: mit Sönke Wortmann, auch mit Detlev Buck. Und ich würde gerne mit Wim Wenders arbeiten.
Nicht Wolfgang Petersen, mit dem Sie "Das Boot" drehten?
Mit Petersen würde ich den "Störtebeker" drehen; er hat mal gesagt, daß er das gerne mit mir verfilmen würde. Den "Stör-
tebeker" könnte ich spielen: am Schluß ohne Kopf an den Leuten vorbeilaufen, das wäre mir aufs Gesicht geschrieben!
Welche Schauspielerinnen schätzen Sie?
Katja Riemann finde ich sehr beeindruckend. Sie ist witzig, sie hat Stolz, sie hat Power.
Was mögen Sie an Frauen?
Katja Riemann ist ein gutes Beispiel. Sie versucht nicht, weichgekochten Frauenbildern oder irgendwelchen Hera Lind-Mo-
dellen zu folgen. Oder Ute Lemper: Diese Radikalität, die Frauen entwickeln, wenn sie mal durch dieses deutsche Bad ge-
gangen sind, hat sie auch. Gerade als Frau muß man ein extremes Stehvermögen haben, um sich durch diese Männerwelt
durchzufechten. In der Geschichte haben sich die Deutschen am meisten entlarvt, indem sie Frauen aus dem Land gejagt
haben, sei es nun eine Romy Schneider oder eine Marlene Dietrich.
Wieso, glauben Sie, passiert das in Deutschland?
Weil Männer mit dieser Radikalität von Frauen nicht umgehen können. Frauen setzen Dinge viel genauer auf den Punkt. Wir
reden immer um den heißen Brei - ich genauso.
Wie gut können Sie streiten?
Ich bin beim Streit zunächst extrem rechthaberisch.
Sind Sie nachtragend?
Nur bei Menschen, die mir wirklich weh getan und sich nie entschuldigt haben.
Glauben Sie an das Glück?
Nein. Es gibt kein unendliches Glück, was über 14 Tage oder 17 Jahre dauert. Aber ich glaube, es gibt Beziehungen, in de-
nen intensive Glücksmomente immer wieder auftreten, neben allem Schmerz, Generve, Gezicke und aller Divenhaftigkeit.
Eine Frau muß das Divenhafte an Ihnen ertragen?
So ist es ja nun nicht! Eine Frau ist genauso divenhaft. Jeder Mensch hat ein ganz eigenes Weltbild, eine eigene Vision,
Träume - die prallen dann aufeinander wie elektrische Kabel.
Ihre Ehe hält schon über 14 Jahre - Sie scheinen dieses eine Glück gefunden zu haben...
Ja, sicher. Wir beide decken uns da auch in so einer Sturheit. Man muß in der Lage sein, mit Menschen auch ihre Macken
zu durchlaufen. Wenn man sich mit 40 jemanden sucht, der muß nur mal falsch die Zahnpasta-Tube aufmachen... oooooh.
Woody Allen hat einmal gesagt: Die Ehe ist der Versuch, zu zweit Probleme zu lösen, die man alleine gar nicht hätte.
Zumindest ist eine Beziehung darauf angelegt, gemeinsam Probleme zu lösen. Ich habe das Glück, daß ich das Optimale
gefunden habe. Der Punkt ist, daß man, wenn man Probleme miteinander hat, gerade in so einem Moment begreift, daß
man das große Glück hat, zu zweit zu sein.
Sie scheinen das schöpferische Chaos genauso zu brauchen wie echte Treue: 14 Jahre dieselbe Frau, 14 Jahre dieselbe
Plattenfirma.
Mit einem Bein auf sicherem Boden stehen, und das andere Bein muß immer den Mut haben, den nächsten Schritt einzulei-
ten, damit sich der andere Fuß vom Althergebrachten löst.
Böse ausgedrückt ist das die Mischung aus Abenteurer und einen Spießer. Sind Sie das?
Ja, das würde ich vielleicht unterschreiben! Wobei ich sicherlich Spießer als Etikett voll daneben finde...
Sie haben mal gesagt: "Mein einziges Ziel ist, so intensiv zu leben wie möglich. Nicht zu verblöden." Wie gut waren Sie
bisher?
Ich lebe zu intensiv, neige leicht zur Verblödung. Nein, Quatsch. Ich bin in der Mitte angekommen, so ungefähr.
Sind Sie eher Pessimist oder Optimist?
Ich bin genereller Optimist, immer schon gewesen. Ich hab schon als Kind so viel gelacht, daß Leute mich schon zum Arzt bringen wollten, ob ich einen an der Waffel hätte.
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