BLÖDSINNIGES
DAS MEER

Das Meer ist vollgefüllt mit Wasser,
Am Grunde ist's besonders tief.
Er saß am Ufer, Verzeihung,
Nein, er lag dort, weil er schlief.
Da teilten sich die Wasserfluten,
Ein stolzes Weib rauscht draus herfür,
Sie tat auf einer Flöte tuten,
Das war kein schöner Zug an ihr.
Dem Fischer ging das Lied zu Herzen,
Obwohl sie falsche Töne pfoff.
Er tat sich in die Fluten sterzen,
Und er ersoff.
DIE KUH IM PROPELLER (Michail Sostschenko)

Grigori Kossonossow, der Wächter der Fliegerschule, fuhr auf Urlaub in sein Heimatdorf. "Nun, was ist, Genosse Kossonossow", sagten die Kollegen beim Abschied, "da ihr schon hinfahrt, könnt ihr vielleicht ein bißchen agitieren dort im Dorf, sagt den Bäuerlein so und so, das Flugwesen entwickelt sich bei uns, vielleicht tragen sie etwas Geld zusammen für ein neues Flugzeug!"
"Da könnt ihr versichert sein," antwortete Grigori Kossonossow, "wär was anderes, wenn es nicht ums Flugwesen ginge, aber darüber, seid unbesorgt, werd' ich schon was Richtiges sagen!"
Kossonossow kam nach Haus und begab sich gleich am Tag seiner Ankunft zum Dorfsowjet. "Also," sagt er, "ich will hier ein bißchen agitieren! Kann man nicht eine Versammlung einberufen?" -
"Nun, warum nicht" antwortete der Vorsitzende, "agitiert nur, agitiert nur!"
Am anderen Tag rief der Sowjet die Bauern beim Feuerwehrschuppen zusammen. Grigori Kossonossow trat vor sie hin, verbeugte sich und begann: "Also, so ist das, das Flugwesen, Genossen Bauern! Da ihr ein, naja, na Gott, naja, ungebildetes Volk seid, werde ich euch etwas von der Politik erzählen. Hier, sagen wir mal, ist Deutschland und dort ist Frankreich. Hier Rußland und da - naja, überhaupt..."
"Wovon redest du eigentlich, Väterchen?" fragten die Bauern.
"Worüber?" erwiderte Kossonossow empört, "über das Flugwesen natürlich! Blüht halt sehr auf, das Flugwesen! Hier ist also Rußland und da China."
Die Bauern hörten finster zu. "Halt dich nicht auf!" rief jemand von hinten. "Red weiter!" -
"Ich halt mich ja gar nicht auf", sagte Kossonossow eingeschüchtert. "Ich red ja über das Flugwesen. Es entwickelt sich bei uns, Genossen Bauern, nichts dagegen zu sagen, was wahr ist, ist wahr!" -
"Hm, etwas unverständlich, " rief der Vorsitzende. "Sie, Genosse, müssen etwas volkstümlicher sprechen bitte, damit sie die Masse auch versteht!"
Kossonossow trat näher an den Haufen der Bauern heran, setzte verlegen das eine Bein vor und begann von neuem: "Also, Genossen Bauern - man baut Flugzeuge bei uns. Und nachher - ssst - fliegt man! In der Luft sozusagen! Nun, mancher natürlich hält sich oben nicht gut, bums, saust er runter wie der Fliegergenosse Jeremilkin, rauffliegen tat er ganz gut, und dann bums, krach, ein nasser Fleck blieb übrig!" -
"Ist doch kein Vogel schließlich", sagten weise die Bauern.
"Eben, das sag ich auch!" sagt Kossonossow, erfreut über die Anteilnahme. "Natürlich kein Vogel! Ein Vogel, wenn der herunterfällt, nun ja, er schüttelt sich und los - weiter. Anders beim Menschen. War da noch so ein anderer Flieger. Der fiel auf einen Baum und hing da wie ein Äpfelchen. Hat sich natürlich erschreckt, der Arme, es war zum Kranklachen! Ja, ja, verschiedenes passiert so! Da ist einmal eine Kuh in den Propeller gekommen! Ritsch, ratsch weg war sie! Auch Hunde!" -
"Und Pferde?" fragten ängstlich die Bauern. "Auch Pferde, Väterchen? " -
"Auch Pferde!" sagte stolz im Brustton der Überzeugung der Redner. "Das kommt oft vor!" -
"Ach diese Kanaillen, hol sie der Teufel!", sagte jemand. "Was sie sich jetzt alles ausdenken: Pferde zu Tode quälen! -
Nun Väterchen - und das entwickelt sich jetzt, ja?" -
"Eben, das sag ich ja! Es entwickelt sich, Genossen Bauern! Und darum meine ich, sammelt die ganze Bauernschaft etwas Geld." -
"Wofür denn bloß?" fragten neugierig die Bauern.
"Für ein Flugzeug natürlich!" sagte der Redner.
Die Bauern lächelten sehr finster und gingen langsam auseinander. Geld für ein neues Flugzeug brachte Kossonossow, als er von seinem Urlaub zurückkam, nicht mit. Die Bauern seines Heimatdorfes waren eben noch ein zu ungebildetes Volk.
DIE GEIGE

Die Geige oder Violine wird von einigen Gelehrten wegen der vier deutlich erkennbaren Wirbel an ihrem Hals zu den Wirbeltieren gezählt, jedenfalls aber im Hinblick auf die regelmäßig an ihr vorkommende Schnecke und auf den Frosch des Geigenbogens dem Tierreich zugerechnet, wozu auch die eigentümlichen Töne verleiten können, die ihr vielfach entlockt werden. Trotz alledem sind wohl diejenigen im Recht, die sie als ein musikalisches Instrument ansehen. Die Geige ist fast so verbreitet wie das mit Recht so beliebte Klavier. Während dies aber eins der schwersten Instrumente ist, kann die Violine bequem mit einer Hand gehoben worden.

Die Geigen sehen alle ziemlich gleich aus. Um sie von einander zu unterscheiden, gibt man ihnen allerlei wohlklingende Namen, wie Amati, Stradivari usw. Die feineren Sorten sind, wie bei den Stiefeln, am Lack zu erkennen. Man unterscheidet auch echte und unechte Geigen. Die echten sind häufig unecht, die unechten aber immer echt.

Die Geige ist mit vier Saiten bespannt und widerlegt damit den Satz, daß jedes Ding zwei Seiten hat. Die Saiten wurden aus Därmen hergestellt, die besten kommen aus Darmstadt. Die vierte Saite heißt Quinte, vom lateinischen Quintus, der Fünfte. Diese ist am stärksten gespannt und platzt deshalb am häufigsten, was namentlich im Konzert während eines zarten Adagios nie seine Wirkung verfehlt. Wenn man gerissene Saiten aus Sparsamkeit wieder zusammenknüpft, so empfiehlt es sich nicht, die Knoten gerade über dem Griffbrett anzubringen. Etwa in der Mitte der Geige erhebt sich der sogenannte Steg, rechts und links von ihm befinden sich die F - Löcher, deren Zweck schwer einzusehen ist, denn größere Gegenstände lassen sich kaum in das Innere der Geige befördern. Es ist aber auch nicht zu empfehlen, etwa Geldstücke, Knöpfe, Haarlocken oder dergleichen hineinzuwerfen, weil man sie schwer wieder herausbekommt und sie auch beim Spielen den Ton des Instrumentes nicht wesentlich verbessern. Am besten verzichtet man auf die Ausnutzung des Innenraumes ganz. Eine der schwierigsten Aufgaben der Geigentechnik ist es, ein Brotkügelchen so durch das eine F - Loch zu pusten, daß es zum anderen wieder hinausfliegt. Dies soll selbst Paganini nur selten gelungen sein.

Wie bereits angedeutet, kann die Geige auch zur Erzeugung musikalischer Töne benutzt werden. Zu diesem Zwecke werden die Saiten mit Pferdehaaren gestrichen, die an dem sogenannten Geigenbogen befestigt sind. Man reibt sie vorher mit einem Stück Kolophonium ein, das man sich von einem anderen Geiger borgt. Hat man seinen Bogen vergessen oder versetzt, so kann man die Saiten auch mit dem Finger zupfen, wodurch das sogenannte Pizzicato entsteht. Sind Kranke in der Nähe, so dämpft man den Ton der Geige durch Aufsetzen der Sordine, die man zu diesem Zweck aus der rechten Westentasche nimmt. Man hat schon seit längerer Zeit bemerkt, daß man auch andere Töne als die der leeren Saiten hervorbringen kann, wenn man diese mit den Fingern der linken Hand an geeigneten Punkten auf das Griffbrett drückt. Davon wird ziemlich häufig Gebrauch gemacht, und der angehende Geiger tut gut, sich jene Punkte zu merken. Allzu ängstlich braucht er dabei nicht zu sein, denn in der Umgegend liegen auch überall Töne, und diese sind namentlich für das sehr verbreitete sogenannte unreine Spiel von größter Wichtigkeit. Ist man zu schwach oder nicht dazu aufgelegt, die Saite ganz herunterzudrücken, so entstehen die flötenartigen Flageolettöne. Man unterscheidet natürliche, künstliche und freiwillige Flageolettöne.

Das Schwierigste aber bleibt es immer, die leeren Saiten anzustreichen und dabei mit der linken Hand an den Wirbeln herumzudrehen. Darin üben sich die größten Künstler unausgesetzt. Sie versuchen es vor jedem Stück von neuem, ja, sie benutzen während des Spiels jeden freien Augenblick dazu. Was sie an dieser Aufgabe so reizt, ist schwer zu sagen, vermutlich ist es eben nur die Schwierigkeit der Sache, denn der musikalische Genuß, den diese Übung gewährt, muß als sehr mäßig bezeichnet werden.

Was die Haltung des Geigers anbetrifft, so drückt er sein Instrument beim Spiel unter das Kinn, nimmt es aber unter den rechten Arm, wenn er pausiert oder sich fotografieren läßt. Dem Pianisten gegenüber ist der Violinspieler dadurch im Nachteil, daß er beim Ankauf von Noten immer die dicke Klavierstimme mitbezahlen muß. Mit Rücksicht auf weniger bemittelte Geiger haben daher die Komponisten von modernem sozialem Empfinden wie namentlich Johann Sebastian Bach auch Stücke für die Violine allein geschrieben.

Mit Recht bürgert es sich immer mehr ein, daß auch Mädchen das Violinspiel erlernen. Sie gewöhnen sich dadurch beizeiten an männliche Begleitung. Auch wird bei den unvermeidlichen Meinungsverschiedenheiten darüber, welcher von beiden Spielern "geeilt" oder "geschleppt" oder falsch gezählt hat, die natürliche Körperschwäche des Weibchens durch den Besitz des handlichen Violinbogens einigermaßen ausgeglichen. Zerbricht dieser, bevor eine Einigung erzielt ist, so kann die Geige auch als Schlaginstrument gehandhabt werden, wobei sie zweckmäßig am Halse ergriffen wird. Allerdings werden dann die Reparaturen kostspieliger, als wenn man sich auf die Verwendung des Bogens beschränkt. Dieser ist auch in der Hand des Lehrers ein sehr brauchbares pädagogisches Instrument, und eine derartige wehmütige Erinnerung scheint Eichendorff vorgeschwebt zu haben, wenn es in einem seiner bekanntesten Lieder heißt: "Schlag noch einmal den Bogen um mich...".

Die Virtuosen spielen gewöhnlich sogenannte Konzerte mit Orchesterbegleitung. Diese Stücke pflegen von den Komponisten mit den technischen Schwierigkeiten aller Art gespickt zu werden, die weniger darauf berechnet sind, dem Zuhörer musikalischen Genuß zu bereiten, als wenn einer das Stück spielt, den Neid und den Ehrgeiz aller anderen Geiger aufzustacheln, damit sie es auch kaufen. In den sogenannten Tuttistellen hält sich das Orchester für die bei der Begleitung geübte Zurückhaltung durch möglichst starkes Spiel schadlos. Der Solist benutzt die Tutti dazu, sich und seiner Geige den Schweiß abzutrocknen, das Instrument horizontal vor sich zu halten und einer Besichtigung zu unterziehen, auch schnell die nächste schwere Passage zu üben und sich sodann wieder eifrig dem oben erwähnten Anstreichen der leeren Saiten und Drehen der Wirbel hinzugeben. Behält er noch Zeit übrig, so nimmt er die Fotografierstellung ein.

Wenn mehrere Geiger zu gleicher Zeit verschiedene Stücke spielen, so klingt es für verwöhnte Ohren nicht sehr gut. Um diesen Übelstand zu vermeiden, hat man besondere Kompositionen für solche Fälle hergestellt, wobei in den tieferen Tonlagen größere Geigen (Bratschen oder Celli) benutzt werden. Spielt dann jedes Instrument seine vorgeschriebene Stimme, so hört es sich aus einiger Entfernung wie richtige Musik an. Rücksichtsvolle Menschen treiben dieses mehrstimmige Spiel nur im stillen Kämmerlein, weswegen man solche Musik auch Kammermusik nennt. Am beliebtesten sind von dieser Gattung die Streichquartette. Sie sind in der Regel mit vier Spielern ausreichend besetzt.

Ist die Geige vom vielen Spielen ermüdet, so legt man sie in den möglichst weich ausgepolsterten Violinkasten und deckt sie mit der Geigendecke warm zu. Je früher man die Geige abends zu Bett bringt, desto gesünder ist es für die Nachbarn.
GERICHT

RICHTER: Also Sie sind der Zeuge Eusebius Käsebier?
KÄSEBIER: Jawoll!
RICHTER: Geboren?
KÄSEBIER: Jawoll!
RICHTER: Ich meine doch, wann Sie geboren sind!
KÄSEBIER: Ick gloobe Freitag.
RICHTER: Welches Datum?
KÄSEBIER: Na, det könn Se doch gleich sagen, den 15. März.
RICHTER: Wo?
KÄSEBIER: Hää?
RICHTER. Wo Sie geboren sind!
KÄSEBIER: Na, in Kleen - Machnow, natürlich!
RICHTER: Das Ist doch nicht natürlich! Was sind Sie von Beruf?
KÄSEBIER: Beruf? Beruf? Ne, Beruf hab ick keenen.
RICHTER: Aber wovon leben Sie denn?
KÄSEBIER: Ick... ja, wissen Sie, ick ... Se bringen mich ja direkt in Verlegenheit ...darf ick's Ihn nich ins Ohr sagen?
RICHTER: Na schön! -
Hahahaha! Sind Sie mit dem Angeklagten verwandt oder verschwägert?
KÄSEBIER: Bedaure, bedaure.
RICHTER: Da ist doch nichts zu bedauern!
(zum Beisitzer) Haben Sie das?
BEISITZER: Jawohl! Es erscheint der Zeuge Käsebier, geboren am 15.3.1900 in Klein - Machnow, von Beruf Pferdeäpfelsammler.
Er ist mit dem Angeklagten weder verwandt noch verschwägert.
RICHTER: Schön. Aber nun sagen Sie uns mal, stimmt das, daß Sie sich weigerten, dem Angeklagten die geforderten 5 DM zu geben?
KÄSEBIER: Natürlich stimmt det, also wissen Se, die Sache war nämlich so mit die 5 DM, ick hatte ...
RICHTER: Das interessiert uns hier nicht.
KÄSEBIER: Na erlauben Se mal, det interessiert mir aber janz erheblich, ob ick...
RICHTER: Aber uns nicht. Was wir von Ihnen wissen wollen, ist, was der Angeklagte Ihnen auf Ihre Weigerung erwidert hat.
KÄSEBIER: Hä?
RICHTER: Ich meine, was er darauf zu Ihnen gesagt hat.
KÄSEBIER: Ach so, na, er hat jesagt, wenn ick ihm det Jeld nich jebe, denn will er mir neben mein Anzug stellen.
RICHTER: Ja, nun passen Sie mal auf, so kann uns Ihre Aussage noch nichts nützen, es ist für uns von größter Wichtigkeit, den genauen Wortlaut zu haben von dem, was der Angeklagte gesagt hat.
KÄSEBIER: Hä???
RICHTER :Sie möchten genau wörtlich das sagen, was der Angeklagte gesagt hat.
KÄSEBIER: Na ick sage doch, er hat jesagt, wenn ick ihm...
BEISITZER: Der Herr Richter möchte, daß Sie ihm das nicht in indirekter, sondern in direkter Rede sagen.
KÄSEBIER: Jawoll, janz recht, er hat mir det direkt ins Jesicht jesagt, und ick habe ...
BEISITZER: Der Kerl ist aber auch zu dämlich!
KÄSEBIER: Wat? Wat sagen Sie? Dämlicher Kerl sagen Sie zu mir, bloß weil Sie alle hier selber zu dämlich sind, um zu kapieren, wat ick ...
RICHTER: Bitte mäßigen Sie sich!
KÄSEBIER: Also sowat ... ne, also sowat ... und det nennt sich Jerechtigkeit!
RICHTER. Also hören Sie mal zu, lieber Herr Käsebier, stellen Sie sich mal vor, ich bin Sie und Sie sind der Angeklagte ...
KÄSEBIER: Na erlauben Se mal, Herr, ick bin een anständiger Mensch, ick bin mein Leben lang noch nicht anjeklagt jewesen, ick vadiene mir mein Brot ...
RICHTER: Aber so beruhigen Sie sich doch, Sie sollen es ja bloß mal annehmen.
KÄSEBIER: Na, und???
RICHTER: Was würden Sie also zu mir sagen, wenn ich Ihnen das Geld verweigern würde, was Sie von mir zu fordern haben?
KÄSEBIER: Aber ick habe ja jarnischt von Ihn zu kriegen!
RICHTER: Sie sollen das doch auch nur annehmen.
KÄSEBIER: Na wenn Se's mir so uffdrängen, würd ick's ja woll annehmen.
Beisitzer: Der Herr Anwalt meint, angenommen, Sie hätten Geld von ihm zu fordern, und er würde sich weigern, es Ihnen zu geben, was würden Sie dann sagen?
KÄSEBIER: Icke? Wat ick sagen würde, wenn ick von ihm... ne, wenn er von mir ... ne, wenn Sie von Ihnen... ne, ooch nich, is ja ooch piepe...also wissen Se, ick würde jar nischt sagen, ick würde ihm jieich neben sein Anzug stellen.
RICHTER: Jaja, sehr schön, nun sagen Sie doch aber mal ganz wörtlich, was der Angeklagte gesagt hat, verstehen Sie doch, genau mit denselben Worten, wie der Angeklagte sie gebraucht hat.
KÄSEBIER: Also nu machen Se mir doch nicht janz irre, ick wer doch woll wissen, wat er jesacht hat, er hat jesagt, wenn ick ihm det Jeld nich jebe, denn will er mir neben mein Anzug stellen, det har er jesagt, un damit basta.
RICHTER: Aber so hören Sie doch! Er kann doch nicht gesagt haben: Doppelpunkt, Gänsefüßchen unten, wenn ich ihm das Geld nicht gebe, will er mich neben meinen Anzug stellen, Punkt ...
KÄSEBIER: Nee, Herr, det weeß ick nu jenau, von Gänsefüßchen hat er nischt jesagt.
RICHTER :Aber Herr Zeuge, er muß doch gesagt haben: Wenn Sie mir das Geld nicht geben, werde ich Sie neben Ihren Anzug stellen.
KÄSEBIER: Nee, Herr Präsident, von Ihnen war überhaupt nicht die Rede!
RICHTER: Gerichtsdiener, führen Sie den Zeugen hinaus und bringen Sie mir ein Glas Wasser!
DER KINDERWAGEN

Ein Personenzug, vierter Klasse, Sonntag spät abends. Die Weekendler kehren heim. Der Zug ist überfüllt, kein Stehplatz ist zu haben, selbst der schon historisch gewordene Apfel (Paris, Tell usw.) kann nicht mehr zur Erde. Er würde sozusagen in der Luft schweben bleiben, allen Schwergewichtsgesetzen zum Hohn. Zwei Berliner sitzen sich gegenüber. Der eine sagt, als der Zug wieder einmal hält:
"Wenn jetzt ne Frau mit'n Kinderwahren käme!" -
"Wo soll die denn hin?" -
"Ick meene man bloß." -
"Wat heesst, det de meenst? Hier kann doch nischt mehr rin, keene Fliege, jeschweije een Kinderwahren!" -
"Det weess ick alleene, aber stell dir det mal vor, ne Frau käme hier rin und hätte 'nen Kinderwahren mit!" -
"Mensch, wo soll denn die hin?" -
"Ick meene, wenn die hier rinkäme, mit den Kinderwahren!"
"Ausjeschlossen! Und det Kind, soll det ooch mit rin?" -
"Klar, alle drei, Frau, Kind und Wahren." -
"Det jibts ja jarnieh." -
"Nu stell dir det mal vor!" -
"Det kann man sich jarnich vorstellen. Mensch, bei dir muss es doch wohl leise piepen! Een Kinderwahren! Ick vaschteh jarnich, wie du uff son Blödsinn kommstl Frau mit Kinderwahren! Ick jloobe, du hast woll 'n Knall?" -
"Reg dir nich uffl Ick habe jefragt, ob du dir det vorstellen kannst." -
"Nee, det kann ick mir nich vorstellen." -
"Denn is ja jut, det wollt ick ja bloß wissen. Ick kann mirs nämlich ooch nich vorstellen."
JEDEM TIERCHEN SEIN PLÄSIERCHEN

Jedem Tierchen sein Pläsierchen,
Jedem Trinker stets sein Bierchen,
Jedem Säugling stets sein Fläschchen,
Jedem Händchen auch ein Täschchen,
Jedem Deckel einen Topf.
Jedem Hute einen Kopf,
Jedem das, was ihm gebührt:
Alles wird gelenkt, geführt,
Alles wird dir vorgedacht,
Alles schon zurecht gemacht,
Wissenschaftlich ausgeknobelt
Und für dich schön glatt gehobelt;
Ohne Eigenheiten (ohne!)
Bist auch du nur noch Schablone
Und zuletzt sodann - oh Schreck,
Selbst Bestandteil oder Zweck.